Die Ökonomische Encyklopädie entstand von 1773 bis 1858 und
war ursprünglich vom Berliner Verleger Pauli als reine Übersetzung des Dictionnaire raisonné universel d'histoire naturelle
(1764) und der Encyclopédie Oeconomique ou Systeme
générale d'Oeconomie rustique, domestique et politique (1771/72)
geplant.
Johann Georg Krünitz hatte sich durch die Publikation einer Vielzahl von Artikeln zu
naturwissenschaftlichen, ökonomischen und technischen Themen verbunden mit einer emsigen
Übersetzertätigkeit aus dem Englischen und Französischen hervorgetan und wurde von Pauli mit dieser Aufgabe betraut.
Das Konzept einer reinen Übersetzung wurde von Anfang an nicht durchgehalten, schon im ersten Band (Aa - Am) mussten viele Stichworte eingefügt resp. Artikel inhaltlich ergänzt werden. Diese Form der Ergänzung wurde mit dem Abschluss des zweiten Bandes zu Gunsten einer Überarbeitung auch der fränzösischen Quellen verändert und ab dem fünften Band völlig aufgegeben, als auf der Grundlage der Zedler'schen Enzyklopädie eine eigenständige Liste der Lemmata und Artikel erarbeitet wurde (Eine Zuordnung von Band und Stichwort finden Sie auf der Seite Stichwortliste). J. G. Krünitz war nicht zuletzt wegen seiner umfangreichen Privatbibliothek prädestiniert für diese Arbeit, sie bot ihm die Möglichkeit, nicht nur als Kompilator Artikel zusammen zu stellen, sondern durch die Nutzung von Zeitschriftenliteratur jeweils den annähernd neuesten Wissensstand einfließen zu lassen.
Die Encyklopädie umfasst 242 Bände mit 600 bis 800 Seiten. Ergänzt wird das Werk durch Kupferstiche mit ca. 9000 Gesamt- und Detaildarstellungen zu den Artikeln und z.T. ausklappbaren Tabellen. Die Zahl der Kupfer nimmt in der zweiten Hälfte der Enzyklopädie aus Kostengründen stark ab.
Der Titel der Enzyklopädie spiegelt eine Anpassung an die Interessen der Leserschaft im Verbund mit der Ausdehnung der behandelten Thematik wider. So wandelt sich der ursprüngliche Titel von:
- Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung über
- Oekonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft und der Kunstgeschichte... (ab Bd. 33) und
- Oekonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, wie auch der Erdbeschreibung, Kunst- und Naturgeschichte... (ab Bd. 74) wieder zu
- Oekonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft und der Kunstgeschichte... (ab Bd. 77).
Diese Anpassungen werden ausschließlich in der „Ära Krünitz” vorgenommen, lediglich der Rückgriff auf die schon gebrauchte Titelei ab Band 77 kann seinem Nachfolger zugeordnet werden.
Das Werk bietet neben dem enzyklopädischen Teil in unregelmäßigen Abständen ein Vorwort, in dem auf besondere Ereignisse - Wechsel des Redaktionssystems, Neuigkeiten im Zusammenhang mit den Autoren, allgemeine Tagespolitik - eingegangen wird. Auch dieser Informationsteil wird jedoch mit zunehmender Bandzahl eingespart, die letzten Autoren werden so z.B. nicht einmal mehr namentlich genannt.
Eine stark abweichende Länge weisen die Artikeleinträge auf, sie reichen von einem schlichten Verweis bis zum Umfang von mehreren Bänden - entsprechend uneinheitlich ist ihr Aufbau. Im ersten Teil der Enzyklopädie entsprechen die Einträge im weitesten Sinne einer heute noch gebräuchlichen Art und Weise, während später für einzelne Artikel eine Form gewählt wurde, die auch als eigenständige Monographie hätte publiziert werden können.
Die Lemmata selbst werden unterschieden nach französischer / lateinischer bzw. deutscher / anderer Sprache und dabei durch den Druck in Antiqua resp. Fraktur gekennzeichnet. In den ersten Bänden wird zwischen einem Stichwort, das aus den französichen Vorlagen übernommen worden ist, und von Krünitz ergänzten Stichworten durch einen vorangestellten Asterisk differenziert. Mit der zunehmenden Verselbständigung des Werkes wird dieses Merkmal sinnlos und entfällt mit dem Buchstaben „B” (Bd. 3).
Der erklärende Teil eines Artikels ist ohne feste Gliederung, lediglich die Angabe von Varianten resp. anderssprachigen Äquivalenten des Lemmas zu Beginn eines Eintrages wird (einigermaßen) im Verlaufe des Werkes durchgehalten. Es folgt darauf eine Reihe von Informationen, die zwar in sich thematisch abgeschlossen sind, aber ohne festes Schema aneinandergereiht werden. Auch eine äußerlich auffällige Trennung dieser Informationseinheiten etwa in Form einer Absatz-Gliederung, wird nur sehr inkonsequent durchgehalten. Als „sichtbare” Merkmale sind nur die Kennzeichnung von längeren Zitaten durch einen Zeilenbeginn mit Anführungszeichen - später durch den Druck in einer um einen Punkt veringerten Schriftgröße - und die (en bloc aufgeführte) Angabe von Literaturhinweisen in einer um zwei Punkt verkleinerten Schrift zu nennen. Einzelne Hervorhebungen geschehen mittels Wechsel der Schrifttype: die Standard-Fraktur „Walbaum” wechselt dabei mit der als Ersatz für die fehlende Fettung gebrauchten „Alten Schwabacher” (zu Beginn der Enzyklopädie auch durch die Erhöhung der Schriftgröße um einen Punkt); Angaben in Antiqua wechseln entprechend von recte auf kursiv. Krünitz gab der Encyklopädie z.T. Handbuchcharakter, indem er viele Vorlagen im Bereich der Staatswissenschaften - Muster für Steuerlisten etc. - einfach abdruckt, er reichert seinen Text zudem durch den Abdruck von ganzen Passagen seines Quellmaterials an, was entsprechend verheerende Auswirkungen auf die äußere Form und einheitliche Struktur seiner Artikel hat.