Wolfhard Weber: Artikel "Krünitz", aus: Neue Deutsche Biographie, hrsg. von der historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 13. Band, Berlin: Duncker & Humblot, 1982, S. 110-111.
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verfassers. © Prof. Dr. Wolfhard Weber
Krünitz, Johann Georg,
Enzyklopädist,* 28.3. 1728 Berlin, † 20. 12. 1796 ebenda, (evangelisch).
Familie kam aus Scheibenberg (Sachsen) 1684 nach
Berlin; Vater: Georg Christoph (1690-1760), Kauf- und Handelsmann in
Berlin, Sohn des Kauf- und Handelsmanns Georg Andreas († 1734) in
Berlin und der Eva Heis; Mutter: Dorothea Catharina, Tochter des Jacob
Fritsche, Ökonom des Joachimsthaler Gymnasiums; verheiratet mit 1) 1752
Anna Sophie (1731-80), Tochter des Kauf- und Handelsmanns Gottfried
Lehmann in Frankfurt/Oder, 2) 1786 Charlotte Wilhelmine, Tochter des
Johann Samuel Halle (1730-1810), Prof. d. Geschichte und Technologie (s. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten
Naturwissenschaften); 6 Kinder aus erster Ehe.
Nach dem Besuch des Berlinischen Gymnasiums schloß sich K. 1747 in Göttingen vor allem A. v. Haller an, um bei ihm Physiologie, Anatomie und Botanik zu hören. Ein Jahr darauf wechselte er nach Frankfurt/ Oder, wo er 1749 mit der medizinischen Doktorwürde die Universität verließ, um in der Stadt Vorlesungen zu halten und zu praktizieren. Im gleichen Jahr begann seine Tätigkeit als Herausgeber und Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitschriften in Berlin (Berlinische wöchentl. Berichte) und Leipzig (Ökonomisch-physikalische Abhandlungen). Er war rühriges Mitglied der Gesellschaft der Freunde der schönen Wissenschaften und besonderer Freund von Gottl. Sam. Nicolai, nach dessen Weggang er seinen Wohnsitz von Frankfurt nach Berlin verlegte. Hier übersetzte und veröffentlichte er technologische, naturkundliche, moralische, naturwissenschaftliche und medizinische Schriften, bis er auf die in den Götting. Gelehrten Anzeigen (Zugaben, 1772) vorgestellte, 1771/72 in Yverdon in 16 Bänden erschienene "Encyclopedie oeconomique ou System gènèral d'Oeconomique rustique" stieß und sich zu einer Übersetzung des Werkes entschloß. Blieb K. bis zum 4. Band bei seiner ursprünglichen Idee der Übersetzung, wobei er Verbesserungen und eigene Anmerkungen hinzufügte, so ging er mit dem 5. zur Herausgabe eines eigenständigen Werkes über, das mit geringfügigen Änderungen im Titel bis zum Band 32 als "Oeconomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft" dann aber unter dem Eindruck von J. Beckmanns "Anleitung zur Technologie" als "Oekonomisch-technologische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft und der Kunstgeschichte" bekannt ist, bis Band 75 von K. selbst verfaßt wurde und in insgesamt 242 Bänden von 1773 bis 1858 erschien. Es enthält in umfangreicher Weise Literaturauszüge zu bestimmten Sachwörtern unter weitgehend kameralwirtschaftlichen Auswahlgesichtspunkten. K.s ungewöhnliche Schaffenskraft hielt bis zu seinem Tode an. Eine Neuausgabe der Enzyklopädie erfolgte seit 1787, ein Auszug in 32 Bänden wurde 1786-1809 von M. C. v. Schultz herausgegeben. - Mitglied vieler ökonomischer und wissenschaftlicher Gesellschaften.
Weitere Werke siehe Meusel, Gel. Teutschland IV, Sp. 283-87.
Literatur: Allgemeine Deutsche Biographie Band 17; I. W. A. Kosmann, Leben des verstorbenen Herrn Dr. J. G. K., in: Denkwürdigkeiten u. Tagesgesch. d. Mark Brandenburg III, 1797, S. 372-91; Schattenrisse sechs Berlin. Gel., In Holz geschnitten v. J. F. G. Unger d. J., 1779, ausgew. v. P. Hoffmann, 1928; Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften; Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker, hrsg. von A. Hirsch.
Porträts: Stich von D. Berger nach Gemälde von H. Francke in Ökonom. Enc. 13, 1778; Stich von J. C. Krüger nach Zeichnung von Wagner in: Ökonom.-technolog. Enc. 13, 1786.